"Italien", Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim

Alles Italien

Virtuose Violinmusik in Reiss-Engelhorn-Museen

Von unserem Mitarbeiter
Uwe Engel

"Italien" lautet diesmal das Generalthema der Konzertreihe "Musik genießen" in den Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen. Nach dem Abend mit großer Kammermusik im Mai stand nun virtuose italienische Violinmusik mit Friedemann Eichhorn und seinem Klavierpartner Peer Findeisen auf dem Programm.

Da mag man zunächst einmal an die Geigenvirtuosen des Barock denken, an Vivaldi, Geminiani, Locatelli. Doch Eichhorn und Findeisen konzentrierten sich auf die Musik der Romantik, dabei natürlich ausgehend von dem Geiger schechthin, von Paganini. Ältere Klänge waren nur zu Anfang zu hören, und selbst die waren nur nachgemachter Barock.

Gut nachgemachter allerdings, von dem großen österreichischen Geiger Fritz Kreisler nämlich, der eine ganze Menge Stücke im Stile älterer Meister schrieb, darunter das Präludium und Allegro nach Pugnani. Hinter der barocken Maske lugt aber deutlich der Wiener Salonvirtuose durch. Barocke Motorik verbindet sich mit romantischem Gestus. Eichhorn wurde dem bestens gerecht.

Natürlich durfte auch Paganini nicht fehlen. Was den Zeugnissen nach Frauen reihenweise dahinschmelzen ließ, war nicht der halsbrecherisch Teufelsgeiger, sondern der Paganini mit den gefühlvollen Cantabile-Stücken, bei denen sein damals neuartiges Vibrato ausgesprochen erotisiernde Wirkung gehabt haben soll. Als anschauliches Beispiel führte Eichhorn ein "Adagio flebile con sentimento" vor. Heutige Frauen fallen da nicht gleich in Ohnmacht, zeigen sich aber gleichwohl fasziniert. Und die Männer im übrigen ebenso. Den virtuosen Paganini ließ Eichhorn dann noch mit den Variationen über "Carneval in Venedig" zu seinem Recht kommen.

Für das weitere Programm hatten Eichhorn und Findeisen lauter Raritäten ausgewählt, Werke die man kaum einmal zu hören bekommt. So das impressionistische "Meeresrauschen" von Mario Castelnuovo-Tedesco, der als Jude in die USA emigireren musste und dort als Filmmusikkomponist zu einem prägnanten Stil fand. Ebenfalls Filmmusikkomponist war Nino Rota, der die Musik zu allen Fellini-Filmen schrieb. Diese Verbindung ist in seiner Komposition "Improvviso" herauszuhören. Eichhorn und Findeisen gelang es, den ironischen, grotesken Ton dieser Musik wunderbar zu treffen. Humorvoll geht es auch in den Bagatellen von Feruccio Busoni zu, Miniaturen, die Menuett-Zopfigkeit oder Wiener Walzerseligkeit parodieren. Beim Klaviervirtuosen Busoni nahm Peer Findeisen die Gelegenheit gerne wahr, hier sein Können zu beweisen.

Hauptwerk des Konzerts war die Violinsonate h-Moll von Ottorino Respighi. Anders als seine bekannten Werke ist dies ein sehr dicht gewobenes Werk, spätromantisch füllig und ausladend, mit leicht elegischem Fin de siecle-Ton. Die beiden Musiker modellierten den großen Bogen, arbeiteten die Einzelheiten heraus und lieferten ein überzeugendes Plädoyer für diese kammermusikalische Rarität.

Quelle:
Publikation: DIE RHEINPFALZ
Regionalausgabe: Ludwigshafener Rundschau
Datum: Nr.159
Datum: Mittwoch, den 12. Juli 2006
Seite: Nr.17
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