Pressestimmen
Mannheimer Morgen, 30.6.1998
Russische Delikatessen
Konzert: Friedemann Eichhorn und Peer Findeisen
Abgrundtiefer Weltschmerz und überschäumende Lebenslust wurden entfesselt. Musik aus Russland mit ihrer Sentimentalität und ihrer Leidenschaft erklang am zweiten Spätnachmittag der Reihe Musik genießen im wieder überfüllten Egell-Saal des Mannheimer Reiß-Museums. Und wieder waren es Friedemann Eichhorn, Violine, und Peer Findeisen, Klavier, die das Publikum durch ihre Musizierfreude begeisterten.
Von Mussorgskis Hopak, einem akrobatischen Tanz, und Khatschaturians wildem Säbeltanz wurde ein Programm gerahmt, in dem viele berühmte Komponisten aus verschiedenen Epochen zu Wort kamen. Sieben Präludien von Dmitri Schostakowitsch erwiesen sich als vielversprechende Vorspiele, als Erwartungen weckende Einleitungen zu wohl unterschiedlichsten Stimmungsbildern.
Die Erfüllung solcher Hoffnungen brachte dann zunächst die schwermütige, melodiöse Meditation von Alexander Glasunow sowie das teils stürmische, teils die Weite einer Steppenlandschaft malende Morceau de Salon Sergej Rachmaninows.
Das gesangliche, an Nuancierungen reiche Violinspiel Friedemann Eichhorns und das nicht weniger brillante pianistische Können Peer Findeisens ließen den Farbenzauber der Fünf Melodien Sergei Prokofieffs faszinierend erstehen - kompositorisch vielleicht das Reizvollste in diesem Molodienreigen.
Doch dies soll den Wert der beiden Stücke nicht schmälern, in denen Peter Tschaikowsky uralte Volksweisen und die Rasanz altrussischer Tänze aufleben lässt, um sie in seiner Prägung zu tönenden Kostbarkeiten zu gestalten.
Schon vor der Pause, einem "Kulinarischen Zwischenspiel" mit russischen Delikatessen, hätte das rhythmische Klatschen Zugaben erzielen können. Sie kamen dann nach dem Wirbel des Säbeltanzes, wobei mit einem Spanischen Tanz Manuel de Fallas eine überaus effektvolle "Vorschau" auf das nächste, Spanien gewidmete Konzert geliefert wurde.
Gerd Bischoff