CD-Rezension

Live-Vol. 1: Grand Duo Concertant

Rezension der Konzertmitschnitt-CD aus dem Duo-Programm Musik genießen, Ungarn

Südhessische Post, 17.9.1998:

Eine "etwas andere Kammermusik-CD"

Peer Findeisens und Friedemann Eichhorns Debüt "weckt alle Lebensgeister"

Wenn ein Violin- und ein Klaviersolist die erste gemeinsame CD unter das verheißungsvolle Motto "Grand Duo Concertant" stellen, dann werden in Sachen romantisch-effektsicherer Virtuosenmusik hohe, wenn nicht allerhöchste künstlerische Ansprüche und Erwartungshaltungen geweckt. Peer Findeisen, in Heppenheim aufgewachsener Konzertpianist und frischgebackener Musikwissenschaftler mit jüngst publizierter Dissertation über instrumentale Folklorestilisierung bei Grieg und Bartók, und sein langjähriger Geigenpartner Friedemann Eichhorn, ehemals Student an der berühmten New Yorker Juilliard School und mittlerweile Erster Konzertmeister am Staatstheater Mainz, lösen die selbstgestellte Devise denkbar bravourös ein. Ihr CD-Debüt beschert einen fulminanten Konzertmitschnitt jenes ungarischen Spezialitätenprogramms, das Ende vergangenen Jahres innerhalb ihrer sehr erfolgreichen Recitalreihe "Musik genießen" im Mannheimer Reiss-Museum für Begeisterungsstürme sorgte. Eichhorns geigerische Extraklasse und Findeisens intelligente Klavierbrillanz, die vor einigen Jahren auch im hiesigen Kurfürstensaal zu bewundern waren, lassen die acht enthaltenen Repertoireschmankerl "à l´hongroise" als Leckerbissen erleben. Exzellente Klangqualität und perfekt eingefangene Live-Atmosphäre runden das ungetrübte akustische Vergnügen. Franz Liszts titelgebendem Grand Duo Concertant sur la Romance Le Marin des Philippe Lafont von 1837 gebührt diesbezüglich zweifelsohne der Spitzenrang des Programms. Béla Bartóks "Rumänische Volkstänze" erscheinen demgegenüber als folkloristische Kostbarkeit. Höchstem Repertoire- und Interpretationsstandard genügt auch der 1905 komponierte Adagiosatz von Zoltán Kodály. Die mehr dem leichtgängigen Unterhaltungsgenre denn kunstmusikalischem Ehrgeiz verpflichteten restlichen Nummern der uneingeschränkt empfehlenswerten CD sind geigerische Glanzstücke von insgesamt betörendem Charme und Elan. Friedemann Eichhorn zelebriert all die Hubays Scène de la Csardas opus 32/4, Hejre Kati", von Vecseys Valse triste, Montis Csárdás, Poliakins Le Canari oder Boulangers Walzer mit jederzeit anspringend lustvoller Virtuosenlaune und schier schwindelerregender Souveränität. Peer Findeisens bestens stilversierte, geschmeidig korrespondierende und inspiriert akzentuierende Begleitung bietet dazu das gar nicht anders zu erwartende optimale Pendant. Fazit: eine etwas andere Kammermusik-CD, die beim Zuhörer tatsächlich alle Lebensgeister zu wecken imstande ist und für (potenzielle) Liebhaber süffigst musizierter "Ungarnklassik" beinahe unverzichtbar scheint (privater Bezug der frischproduzierten CD über den Pianisten unter  06251 - 982788 ).

Klaus Roß